Das Künstlerhaus, SEIT 1868
 

Der Name Künstlerhaus steht synonym sowohl für das Vereins- und Ausstellungshaus am Karlsplatz als auch für die Vereinigung, die hier ihren Sitz hat. Die Geschichte des seit 1861 bis heute durchgehend existierenden Vereins und dem 1868 errichteten Gebäudes sind dabei eng verbunden. Es handelt sich um den ältesten noch bestehenden Zusammenschluss von Künstlerinnen und Künstlern in Österreich und das älteste von einer Künstlervereinigung errichtete Vereinsgebäude (zumindest) im deutschsprachigen Raum.

Gründung der Vereinigung

Ihren Ursprung hat die Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreich in den sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts bildenden Tischgesellschaften der Künstler Wiens (es waren in der Zeit im Grunde ausschließlich männliche). Die immer größer werdende Gruppe, die sich in Gasthäusern zum geselligen Austausch traf, war Ausdruck eines stärker werdenden Selbst- bzw. Standesbewusstseins. Die Gaststätten wurden bald zu klein und man beschloss, das durch seine Stadtmauer begrenzte Wien zu verlassen und in die Vorstadt zu ziehen. Das große, aus mehreren Räumen bestehende Lokal „Zum blauen Strauß“ auf der Laimbgrube, heute Teil des 6. Wiener Gemeindebezirks, wurde 1846 die neue Heimstätte. Die Gesellschaft zum blauen Strauß, wie man sich jetzt nannte, war inzwischen vereinsmäßig organisiert. 1858 erhielt sie den Namen Albrecht Dürer-Verein.

Man blieb allerdings nur Mieter und für die Abhaltung von Ausstellungen waren die Räumlichkeiten nicht ausgelegt. Nach einigen Jahren, um 1860, kam die Idee auf, mit der befreundeten Eintracht ein Vereinshaus zu errichten, das von beiden Vereinen gemeinsam genutzt werden sollte. Zu dieser Zeit wurde die Wiener Stadtbefestigung geschleift und man sah die Chance auf eine Bauparzelle, die vom Kaiser 1861 auch gewidmet wurde. Das gemeinsame Bauvorhaben bildete 1861 den Anlass zum Zusammenschluss der beiden Vereine zur Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens. Die konstituierende Versammlung am 7. November gilt als Geburtsstunde der Künstlerhaus Vereinigung

Die Verbindung Künstlerhaus und Vereinigung wird somit deutlich: Ohne die Vereinigung bzw. deren Vorgänger würde es das Künstlerhaus nicht geben und ohne den Bau des Hauses nicht den Zusammenschluss zur heute noch existierenden Vereinigung. Der Bau des Künstlerhauses war Initiator zur Gründung des Vereins und gleichzeitig Resultat dieses Gründungsprozesses.

Der Bau des Künstlerhauses

Die Ausschreibung zum Bau eines Künstlerhauses gewann der Architekt August Weber mit seinem im Renaissancestil geplanten Projekt. Es dauerte allerdings fast 4 Jahre, bis der Verein die mehrmals überarbeiteten Pläne Webers akzeptierte und die Finanzierung gesichert war. Am 21. August 1865 erfolgte im feierlichen Rahmen der Spatenstich für den Bau des Künstlerhauses. Man verknüpfte den Baubeginn mit der Feier der Geburtstage von Kaiser Franz Joseph I. und Kronprinz Rudolph. Man feierte den Kaiser, sich selbst und das Ende der Suche nach einer repräsentativen Heimstätte.

Die Schlusssteinlegung am 1. September 1868 erfolgte durch Kaiser Franz Joseph I. persönlich. Im selben Rahmen fand auch die Eröffnung der ersten Ausstellung statt.

Das Künstlerhaus war, vor allem aus Kostengründen, relativ klein dimensioniert. Bei großen Ausstellungen musste man sich daher mit provisorischen Zubauten behelfen. 1882 wurde das Gebäude daher erweitert und erhielt seine beiden Seitenflügel. Ein weiterer größerer Umbau erfolgte schon wenige Jahre später. 

Die Vereinigung und ihre Bedeutung im 19. Jahrhundert

Der erste Paragraph der Statuten von 1861 lautet: „Der Zweck der Genossenschaft ist die Förderung der Standesinteressen der bildenden Künstler Wiens und deren gesellige Vereinigung unter sich und mit Kunstfreunden“. Um dies zu erreichen wird bereits im zweiten Paragraphen die „Erbauung und Erhaltung eines Künstlerhauses für Kunstausstellungen und für Vereinszwecke“ genannt.

Die Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens sah sich als Standesvertretung bzw. Berufsverband aller bildenden Künstler Wiens, bis zu einem gewissen Grad sogar aller Künstler der österreichischen Reichshälfte. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Vereinigung auch von staatlicher Seite als einzige Künstlervertretung angesehen und demensprechend bei Fragen bzw. Aufgaben in Zusammenhang mit Kunst und Architektur herangezogen (Schaffung eines Urheberrechts, Bildung eines eigenen Kunstministeriums, Organisation von Staatsausstellungen, Straßenbenennungen, Zeichenunterricht in Schulen etc.). Diese Monopolstellung behielt die Vereinigung bis zur Bildung der Secession 1897 und des Hagenbundes 1900.

Die „gesellige Vereinigung“ wie es in den Statuten heißt ist ein wesentliches Charakteristikum des Vereins vor allem in den ersten Jahrzehnten. Ab 1846 veranstaltete der Albrecht-Dürer-Verein jährlich im Mai einen Kostümumzug auf den Kahlenberg. Daraus wurden die sogenannten Gschnasfeste. Die jeweils zur Faschingszeit stattfindenden Kostümfeste wurden aufgrund ihrer aufwendigen, von den Künstlerinnen und Künstlern gestalteten Dekoration, die das gesamte Haus dem jeweiligen Motto entsprechend in ein Gesamtkunstwerk verwandelte, den bunten Kostümen, den extra gefertigten Objekten, Druckwerken und Kostümen zu einem unvergleichlichen Ereignis in Wien. Die nur für wenige Tage existierende Kulisse war vergänglich wie aktuell zugleich. In der jedes Jahr neu entstandenen humoristischen und persiflierenden Gschnaskunst spiegelten sich die jeweils aktuellen gesellschaftspolitischen Diskurse wider. Unter der Kappe der Narrenfreiheit des Gschnas machte man sich über alles lustig, vor allem über sich selbst.

Das Künstlerhaus als Ausstellungshaus bot und bietet Raum sowohl für vereinseigene Ausstellungen als auch für externe Aussteller. Einmal im Jahr fand eine große Ausstellung, die Jahresausstellung, statt. Später kamen Herbst- und Frühjahrsausstellungen als periodische Ausstellungen dazu. Zu den größten Ausstellungen im 19. Jahrhundert zählten die „Internationale Jubiläums-Kunst-Ausstellung“ (1888), die „III. internationale Kunst-Ausstellung“ (1894) sowie die „Jubiläums-Kunstausstellung 1898“.

Zwischenkriegszeit und die Zeit des Nationalsozialismus

Während des Ersten Weltkrieges diente das Künstlerhaus als Lazarett. Das Ende des Krieges mit dem damit verbundenen Ende der Monarchie stellte neben dem Verlust der Monopolstellung durch Entstehung der Secession und des Hagenbundes, eine weitere entscheidende Zäsur in der Geschichte der Vereinigung dar. Die Verbindung von Kaiserhaus und Künstlerhaus war nicht zuletzt eine für die Vereinigung ökonomisch wichtige.

Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war auch für die Mitglieder des Künstlerhauses durch wirtschaftliche Unsicherheit geprägt. Die ideologischen Strömungen der 1930er-Jahre spiegelten sich in den Ausstellungen im Künstlerhauses wider („Moderne italienische Kunst“ und „Katholische Kunstausstellung“ 1933). Durch die Wahl Leopold Blauensteiners zum Präsidenten der Genossenschaft Ende 1937 etablierte sich eine NS-Fraktion an der Spitze des Künstlerhauses.

Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in Österreich 1938 sorgte bei nicht wenigen Künstlerinnen und Künstlern für Zustimmung und Begeisterung, verbunden mit der Hoffnung auf eine Besserung der ökonomischen Verhältnisse. Für manche Mitglieder erfüllte sich diese Hoffnung. Andere, die nicht der NS-Ideologie entsprachen, wurden ausgeschlossen, verfolgt und ermordet (siehe Das Künstlerhaus in der NS-Zeit). 1939 kam es zum Zusammenschluss von Künstlerhaus und Secession zur „Gesellschaft bildender Künstler Wiens, Künstlerhaus“. De facto wurde die Secession aufgelöst und deren Mitglieder im Künstlerhaus aufgenommen. Auch wenn das Künstlerhaus als Vereinigung weiter existierte, dem Prinzip der Gleichschaltung hatte man sich unterzuordnen. So wurde das Künstlerhaus zum Ausstellungsort für Propagandaausstellungen, die zwar Einnahmen für den Verein brachten, aber die eigene Ausstellungstätigkeit und somit die Vereinigung selbst in den Hintergrund drängten.

Der Verein und das Künstlerhaus nach 1945

37 Mitglieder, die als „illegale Nazis“ schon vor 1938 der NSDAP beigetraten waren, wurden 1945 aus dem Verein ausgeschlossen. Fast alle von ihnen, die bis dahin noch am Leben waren, wurden bis 1950 wieder aufgenommen. Von den während der NS-Zeit ausgeschlossenen und verfolgten Mitgliedern trat knapp ein Drittel wieder dem Künstlerhaus bei.

Das Künstlerhausgebäude hatte die Kriegszeit ohne größere Schäden überstanden. Dennoch war das Haus in keinem guten Zustand und die finanzielle Lage schwierig. Instandsetzungsarbeiten wurden, soweit möglich, von den Mitgliedern selbst übernommen. Ausstellungen externer Veranstalter sowie Propagandaausstellungen der Alliierten prägten die Nachkriegszeit. Zu den bedeutendsten zählte die antifaschistische Ausstellung „niemals vergessen!“. Zu den vereinseigenen Ausstellungen in jener Zeit zählte etwa die “Ausstellung der jungen Künstler Österreichs” von 1948, in der später bedeutende Künstler:innen wie Maria Lassnig ihre Kunst präsentierten. Ab 1948 wurden auch wieder Gschnasfeste abgehalten, die in den 1950er Jahren ihren Höhepunkt erlebten.

Ein wichtiger Schritt zur finanziellen Stabilisierung erfolgte mit dem Einbau eines Kinos in den Deutschen Saal, das 1949 eröffnet wurde. 1960 fand im Künstlerhaus-Kino die erste Viennale statt und seit 2005 ist es wieder eines der Festivalkinos. Im Jahr 2013 zog das Stadtkino ins Künstlerhaus ein, seitdem wird es als "Stadtkino im Künstlerhaus" geführt. Im anderen Flügel des Künstlerhauses erfolgte Anfang der 1970er Jahre der Einbau eines Theaters, in welches die Theatergruppe "Die Komödianten" einzog. Bis zum Umbau des Künstlerhauses spielte hier das brut Wien.

In den 1980er Jahren fanden im Künstlerhaus aufwändige, historische Großausstellungen statt, veranstaltet vom Bund und der Gemeinde Wien. Zu den bekanntesten zählte die Ausstellung “Traum und Wirklichkeit. Wien 1870-1930” von 1985.

Von Herbst 2016 bis ins Frühjahr 2020 erfolgte die Generalsanierung des Künstlerhauses. Als temporäres Ausweichquartier diente die ehemalige Altmann'sche Textilfabrik in Wien-Margareten (Stolberggasse 26). Die Neueröffnung fand am 6. März 2020 statt. Während die Künstlerhaus Vereinigung nun im Obergeschoß des Gebäudes ihr Programm präsentiert, eröffnete im Erd- und Untergeschoß die neueingezogene Albertina modern am 27. Mai 2020 ihren Betrieb. Somit beherbergt das Künstlerhaus nun zwei voneinander unabhängige Ausstellungsbetriebe.

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