14.10.2025, 20:00
Veranstaltung, Stadtkino im Künstlerhaus

FREIES KINO

Künstlerhaus Kino Spektrum 2025

Anlässlich des von Hubert Sielecki für Mitglieder des Künstlerhauses Wien gestifteten Filmpreises im Bereich des künstlerischen und experimentellen Animations- und Kurzfilms, wird ein Programm aus den eingereichten Werken gezeigt. Das Programm wurde von Hubert Sielecki in Zusammenarbeit mit Martina Tritthart und Holger Lang zusammengestellt. Die beteiligten Künstler*innen werden teilweise anwesend sein und im Anschluss an die Vorführung für Fragen und Gespräche zur Verfügung stehen.

 

PROGRAMM

Straitjacket Performance – Experimentelles Aktzeichnen | Max Brenner |  2025 | 6:45 min
Das italienisch-tschechisch-österreichische Künstlerkollektiv Brenner-Havelka-Plessl gründete sich während des gemeinsamen Studiums an der Universität für angewandte Kunst in Wien – ein Ort, an den es nun bewusst mit der Performance „Zwangsjacke“ zurückkehrt. In einem Raum, der einst als Lernstätte diente, tritt das Kollektiv nun als performative Einheit vor eine neue Generation von Studierenden – beobachtet, skizziert, studiert. Die aus Papier- und Leinenfragmenten gefertigte Zwangsjacke wird angelegt und so festgezogen, bis Bewegung nur noch als Form innerer Spannung möglich ist. Die Performance verhandelt das prekäre Gleichgewicht zwischen künstlerischer Selbstermächtigung und strukturellem Druck – zwischen gegenseitiger Unterstützung und selbstauferlegter Einschränkung. In Anlehnung an Thomas Bernhards Begriff der „Zwangsjacke einer Weltkarriere“ zeigt die Arbeit, wie das Verlangen, von der eigenen Kunst zu leben, in Zwang umschlagen kann. Das Kollektiv präsentiert sich verletzlich und verstrickt – eng eingebunden in ein System, das es zugleich kritisiert, bewohnt und herausfordert.

Lonely Mouth | Omani Frei |  2023 | 6:37 min
Quinn besitzt einen magischen Kühlschrank, der sich ständig mit neuen exotischen Delikatessen füllt. Sie teilt alles großzügig mit den Menschen in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft. Ihr Leben dreht sich um Luxus, Genuss und Ekstase. Niemand verschwendet einen Gedanken daran, woher die Köstlichkeiten stammen und wie Quinns magischer Kühlschrank eigentlich funktioniert. Er funktioniert – und das ist die Hauptsache. Erst als er immer weniger gibt und schließlich völlig zu versagen scheint, sind alle gezwungen, ihn genauer zu betrachten. In ihrer Verzweiflung beginnt Quinn, ihn auseinanderzunehmen – und entdeckt die Quelle der scheinbaren Magie.

A Piece of Systems Ecology | Martina Fröschl | 2024 | 3:37 min
Das Werk zeigt eine animierte 3D-Skulptur, die aus gescannten Elementen der lokalen Landschaft geschaffen wurde. Besucher*innen können interaktiv über QR-Codes, die auf gesammelten Steinen aus der Umgebung aufgedruckt sind, verbundene Geschichten entdecken. Zudem spiegelt die Klanglandschaft Fragmente der Themen aus den Interviews wider.

IMAGINATION | Ingrid Gaier | 2025 | 1:27 min
2025 – Österreich ist seit 30 Jahren Mitglied der EU. 30 Jahre Wohlstand und Freiheit! Zum Jubiläum verwandelt sich die österreichische Flagge in viele bunte Gemeinschaften und Identitäten, die sich nicht über Nationalismus definieren lassen. Gleichzeitig werden Texte über die EU aus verschiedenen Printmedien zitiert, um die Vielfalt an Stimmen und Meinungen in einer großen Gemeinschaft zu vereinen. Auf nach Europa!

Heldinnen – Staying alive as female artists | Die 4 Grazien | 2023 | 3:40 min
Ein Musikvideo der 4 Grazien vor einem Spiegel, directed by Susanna Schwarz, tanzende Heldinnen und ein singender Engländer.

SOLUTION / LOESUNG | Eliane Huber Irikawa | 2025 | 5:34 min
Zwei unsere Epoche prägende Slogans aus Politik und Gesellschaft wurden mit rotem Faden auf zusammengeklebte Gelatineblätter genäht. Die Kamera filmt den Auflösungsprozess dieser Schriften im heißen Wasserbad. Da kein Ton vom Bildgeschehen ablenkt, richtet sich die Aufmerksamkeit während fünf Minuten darauf, Bezüge zwischen „MAKE AMERICA GREAT AGAIN“ und „ABENDLAND IN CHRISTENHAND“ herzustellen. Der Titel ist ein Wortspiel, das auf die Doppelbedeutung von „SOLUTION / LOESUNG“ verweist, im Sinne von Auf-/Lösung im übertragenen oder wörtlichen Sinn, und sowohl im Englischen als auch im Deutschen funktioniert.

I Want to Be Human | Eva Petric | 2024 | 8:55 min
„I Want to Be Human“ thematisiert die dringliche Frage unserer zunehmend gefährdeten menschlichen Identität und betont die Bedeutung einer Definition dessen, was es heißt, Mensch zu sein. Diese Auseinandersetzung stellt handgefertigte Kokeshi-Puppen – einfache Holzpuppen ohne Hände und Füße, die in Japan seit über 150 Jahren als Kinderspielzeug hergestellt werden und denen zugeschrieben wird, Feuer und böse Geister fernzuhalten, Berggeister zu verkörpern und Kinder zu schützen – dem zeitgenössischen Äquivalent gegenüber: dem Chatbot. Durch diese Gegenüberstellung untersucht „I Want to Be Human“ die sich wandelnde Natur unserer Identität im Zeitalter fortschrittlicher Technologie und unterstreicht die Notwendigkeit, zu verstehen und zu definieren, was es wirklich bedeutet, Mensch zu sein.

Die Historie der Nähe | Mersolis Schöne | 2023 | 1:39 min
Wenn sich zwei menschliche Körper berühren, entsteht eine stille, ungeschriebene „Geschichte der Nähe“ – ein Tanz durch die Zeit, flüchtig und doch dauerhaft. Basierend auf Zeichnungen der Künstlerin Lisa Est und der Poesie von Herbert J. Wimmer zeigt der Film Berührung als Beweis einer geteilten Geschichte, als stilles Gespräch zwischen Körpern, das eine neue gemeinsame Geschichte auslöst („Tactile Historiogenesis“).

gewebeproben | Michaela Schwentner | 2024  | 7:30 min
Es geht nur ums Weben, alles ist Gewebe, alles ist mit dem Textilsektor verbunden. Wir brauchen Kleidung, wir tragen Kleidung. Wir unterscheiden uns durch Modecodes. Die Industrie schlägt daraus Kapital. Fortschrittliche moderne technische Entwicklungen und Verbesserungen, Automatisierungsprozesse steigern die Produktion, verschlechtern aber die Situation der Weberinnen und Fabrikarbeiterinnen: Webstühle ersetzen die Arbeiter*innen, die zu 14-stündiger Niedriglohnarbeit in Textilfabriken, Wäschereien, Spinnereien gezwungen werden und selbst zu Maschinen werden. Arbeiterinnen kämpfen dabei doppelt.

Sulitjelma |  Isa Stein | 2024 | 3:14 min
In der Performance wurden die Lichtkleider und Isa Steins Haarmalerei kombiniert. Die Idee, Licht in die Welt zu bringen, prägt die malerische Qualität.
„Wir waren Menschen, die sich zum ersten Mal im Leben begegneten.
Wir haben unsere Ideen und Energien zusammengetragen,
im Glauben an diesen Moment.
Wir haben eine Aura geschaffen und sind über uns hinausgewachsen.
Norwegen ist im Allgemeinen von überwältigender Schönheit.
Der Mensch ist Teil der Natur und beherrscht sie nicht.
Die Menschen in Norwegen besitzen noch eine archaische Kraft und einen Glauben.
Die Performance war ein geschützter Raum
mit einem Anfang
und einem Ende
und einer ewigen Nachwirkung.“

LIBERATION | Thomas Steiner | 2025 | 10 min
Die Eingangseinstellung zeigt eine sw Ruine, zwischen den Arkaden stürmt eine sw Filmstruktur. Eine Anspielung auf Krieg und Zerstörung. Im Laufe des Videos tauchen animierte Bildsplitter auf, die anfangs sw später aber immer farbiger werden. Der Film ist one take. Die Metamorphose entwickelt sich aus dem Anfangsbild heraus. Die Splitter verdichten sich immer mehr und übernehmen schließlich vollständig das Bild. Die Farbigkeit wird zum Ende des Videos übersteigert und die zerstörerische Vergangenheit durch Kreativität und Diversität verdrängt. Positive Träume und Ideen haben das Potential auch die schrecklichsten Gegebenheiten, Erfahrungen und politische Verhältnisse zu überwinden. Allerdings bleibt der fotografische Inhalt der Bildsplitter zum Teil erhalten. Das ist ein Hinweis darauf, dass Vergangenes nicht vollständig getilgt wird, sondern ein kreativer und reflektierter Umgang mit der Geschichte notwendig ist. Im Film spielen auch die farbigen Rechtecke diese Rolle, welche den ursprünglichen Ruinenraum auf einer abstrakten Ebene Markieren und in Erinnerung rufen.

men and women merely players | Patrick Topitschnig | 2024 | 5:41 min
Der Film zeigt maskierte Lucha-Libre-Kämpfer*innen in ihren Auftritts- und Siegerposen sowie teilweise in anderen Aktionen. Er fokussiert auf vermeintliche Individualität, konstruierte Identität und die Interaktion des Publikums/der Masse mit ihren performativen Gegenübern. Der Titel „men and women merely players“ leitet sich aus Shakespeares Monolog „All the world’s a stage“ aus der Komödie „As You Like It“ ab.


... in search of the mediterranean goddess | Martina Tscherni | 2023 4:20 min
Mein Konzept beginnt dort, wo das Leben herkommt – nämlich beim Wasser. Es entspringt der Erde als Quelle, bewegt sich als Fluss, steht als See, ist zugleich in ewiger Ruhe und endloser Bewegung wie das Meer. Wasser ist farblos, kann aber alle Farben annehmen, gilt als Urgrund und birgt ein unerschöpfliches Reservoir kultureller Symbolwelten mit religiösen, mythologischen und philosophischen Deutungen. Überlagert werden diese Zeichnungen von realen Bildern, die beim Schwimmen im Meer zwischen Malta und Gozo aufgenommen wurden. Wenn ich schwimme, bin ich in einer Blase, und die vertrauten Geräusche des Ausatmens ins Wasser, das Blubbern, geben mir Sicherheit und Geborgenheit. Die gleichmäßigen Bewegungen des Schwimmens erzeugen einen Fluss, eine Art Trance, in die ich während des langen Schwimmens falle. Mit diesen Ebenen von Empfindung und Darstellung – den persönlichen, imaginären Bildern, die mir während des Schwimmens kommen – verlasse ich die gewohnten Strukturen und gehe auf die Suche nach der mediterranen Gottheit.

The Ravine of Many | Christina Werner | 2025 | 10 min
Das Video behandelt Babyn Jar, einen Ort, der für seine tragische Geschichte während der nationalsozialistischen Besatzung 1941 in Kiew bekannt ist. „The Ravine of Many“ ist eine Art geführter Spaziergang. Christina Werner inszeniert Teile des Weges vom „Todespfad“ während der Massenerschießungen im Jahr 1941 nach. Sie beschreibt die Landschaft der Vergangenheit und der Gegenwart mit Audio und Text.

 

FREIES KINO
Monatlich präsentiert das Künstlerhaus, Gesellschaft Bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs, ungewöhnliche Laufbilder, die man sonst kaum zu sehen bekommt. Der Titel der Filmreihe ist hierbei im doppelten Sinn zu verstehen: einerseits als Kino, das losgelöst, also frei von allen Konventionen, aufregende, bizarre, schräge und provokante cineastische Arbeiten zeigt. Andererseits ermöglicht der freie Eintritt möglichst vielen Menschen diese spannende Entdeckungsfahrt in ungewöhnliche Bilderwelten.

Ergänzend zu den FREIEN KINO-Programmen im Stadtkino organisieren die Kurator*innen viermal im Jahr performative, interdisziplinäre, multimediale, erweiterte Filmformate in der Factory des Künstlerhauses in Absprache mit der Programmierung des Künstlerhauses.

Kuratiert von Martina Tritthart und Holger Lang

Mit freundlicher Unterstützung von VdFS Filmrecht⁠

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