PREMIERE
DER RAUB DER PROSERPINA
AM UFER VON VERGANGENHEIT UND ZUKUNFT
Ein Film in sieben Bildern von Johannes Deutsch
Nach Ovids Metamorphosen
Unter Begleitung einer Kamera führt eine Gruppe von Personen als antiker Theaterchor durch die Landschaften des Mythos, gesehen aus der Perspektive von dessen Nachleben im kulturellen Gedächtnis von heute. An den sieben Schauplätzen deutet der Chor – nach antikem Vorbild – auf das innere Wagnis der zu verhandelnden Rollen, führt diese aber nicht weiter aus.
Der Einstieg in die Geschichte erfolgt über den Prolog, wo Pluto der Beherrscher der Unterwelt auf seinem Gang entlang der Grenze zur „anderen Seite“ – zu welcher es so viele Eingänge wie Suchende gibt –, bis ans Kiesufer des Grenzgewässers „Styx“ geht. Dort muss der Chor seinen Weg alleine beschreiten und bereits in der Ouvertüre verhindern Rauchschwaden ein Weiterkommen.
Der Weg führt auch zeitlich einen Schritt zurück und zeigt die Kamera am Set während des filmischen Entstehens. Als endlich der „Styx“ überquert wird, steht der Chor am Fuße eines Gebirges an einer Quelle und wiegt sich sichtlich in Sicherheit ob der scheinbaren Idylle. Über allen schwebt Proserpina in der Übereilung in „des Äthers Höhen“. Als mit ihrem Sturz aus den Lüften die Idylle endet, bringt sie ihre Entführung durch Pluto – getarnt im Felsen – im Geleit auf der Überfahrt nach der „anderen Seite“.
Nur noch gesehen im roten Widerschein eines Kahns, segeln Proserpina und der Chor in die Aporie der Nacht. Auf der „anderen Seite“ ziehen Proserpina und der Chor als ihr Gefolge bis vor die Tore der „Hallen am Styx“, wo Proserpina in einer Dunstwolke vorübergehend vor den Augen aller verborgen wird, um daraufhin in einer Initiation in den Eingangshallen am Styx mit einer Zeremonie den Winter in vitro zu beschwören. Im Finale deckt erst der Chor von allen Seiten herbeikommend die Hochzeitstafel, ehe diese beim Schlag des Gongs – gleich dem Rad der Fortuna – ihre Utensilien zur Gewinnung von Zeit und Energie zeigt.
Kamera: Philipp Krebs, Christian Haake
Animation und Schnitt: Johann Scholz
Musik: Anna Lang
Eine Produktion von RAUM.FILM Filmproduktion © 2025, 60 min, 4K
JOHANNES DEUTSCH
wurde 1960 in Linz geboren, studierte Grafik an der Höheren Lehranstalt für künstlerische Gestaltung in Linz (1975-1980) und Medienkunst am Postgraduate - Institute for New Media an der Hochschule für Bildende Künste-Städelschule in Frankfurt/Main (1990-1992). Als Maler, Regisseur und Medienkünstler hat Deutsch Medien immer kombiniert, um sie zu einem Ganzen zu verbinden.
Das Thema Gesamtkunstwerk interessierte ihn bereits als Kustos am Sigmund Freud Museum in Wien (1984-1989) und es führte ihn u.a. auch zu interaktiver Kunst. Für das Ars Electronica Festival 2002 in Linz gestaltete Deutsch die interaktive CAVE-Installation: Gesichtsraum; mit dem Ars Electronica Futurelab gestaltete er weiters für das 30. Bruckner Fest in Linz 2004 Wagners Oper Das Rheingold als interaktive „virtual reality“.
Deutschs Werke als bildender Künstler wurden u. a. in Einzelpräsentationen: 1992 im Museum Moderner Kunst MUMOK, Wien; 1998 im Kunstmuseum Bonn; 2012 im Museo d´Arte Moderna Ugo Carà, Triest; 2018 im Museum Angerlehner, Thalheim, 2020 im Danubiana Meulensteen Art Museum, Bratislava sowie 2024 im Robert Musil-Museum Klagenfurt gezeigt. Von 2012-2025 arbeitete Deutsch am Raub der Proserpina einem experimentellen Gesamtkunstwerk aus Bewegtbild, Film und Animation, Performance und Publikumspartizipation sowie Musik an mehreren Schauplätzen im Großraum Salzkammergut.
Einzelausstellungen (Auswahl)
2024 Robert Musil-Museum, Klagenfurt
2020 Danubiana Meulensteen Art Museum, Bratislava
2019 Lukas Feichtner Galerie – FOTO WIEN, Wien
2018 Museum Angerlehner, Thalheim/Wels
2017 Bildraum Bodensee, Bregenz
2012 Museo d´Arte Moderna Ugo Carà, Trieste
2007 Museum der Moderne Mönchsberg, Salzburg
2003 Nordico – Museum der Stadt Linz,
1998 Kunstmuseum Bonn, Bonn,
1996 Kunsthalle Wien – Schau Fenster
1995 Museum of Contemporary Art Zagreb – MSU
1992 Museum Moderner Kunst / Stiftung Ludwig, MUMOK, Wien
Filmografie (Auswahl)
2008-2011
Manfred, Drehbuch, Storyboard, Szenenbild, Regie, TV-Version für ZDF – Kultur, Mainz, Dauer 74:40 min, Farbe, Ton, 16:9, Kamera MONARDA Arts, Schnitt Philipp Krebs, RAUM.FILM Filmproduktion, Wien sowie DVD-Version, Dauer 89:00 min seiner Live-Cinema Inszenierung in der Tonhalle Düsseldorf 2010, Farbe, Ton, 16:9, DVD 9, NTSC, ARTHAUS Musik, Berlin
2004-2007
Vision Mahler - Artist´s Edition – Johannes Deutsch I/06 und II/07, Drehbuch / Storyboard, Szenenbild, Regie, DVD-Fassung seiner interaktiven 3D-Projektion in der Philharmonie Köln, 2006 (Panoramaprojektion) sowie seiner interaktiven Live-3D-TV Version (WDR), Dauer 87:00 min + 48:00 min Bonus, Kamera WDR Köln, Schnitt Philipp Krebs, RAUM.FILM Filmproduktion, Wien / ARTHAUS Musik, Berlin, Farbe, Ton, 19:9
1999-2002
Gesichtsraum, Drehbuch, Storyboard, Regie, Bildbearbeitung. Auftragswerk des Artist-in-Residence-Programm des Ars Electronica Festivals Linz 2002. Programmierung der Virtual Reality / CAVE Application Ars Electronica Futurelab Linz, Making of, Dauer 15:00 min, Farbe, Ton, 4:3
1987-1992
Symbiose zwischen Film und Malerei, Drehbuch, Storyboard, Kamera, Regie, Bildbearbeitung und Schnitt, Postgraduate Institut für Neue Medien, Städelschule Frankfurt, Dauer 23:30 min, computerunterstütztes Video/Betacam SP, Farbe, stumm, 4:3
FREIES KINO
Monatlich präsentiert das Künstlerhaus, Gesellschaft Bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs, ungewöhnliche Laufbilder, die man sonst kaum zu sehen bekommt. Der Titel der Filmreihe ist hierbei im doppelten Sinn zu verstehen: einerseits als Kino, das losgelöst, also frei von allen Konventionen, aufregende, bizarre, schräge und provokante cineastische Arbeiten zeigt. Andererseits ermöglicht der freie Eintritt möglichst vielen Menschen diese spannende Entdeckungsfahrt in ungewöhnliche Bilderwelten.
Ergänzend zu den FREIEN KINO-Programmen im Stadtkino organisieren die Kurator*innen viermal im Jahr performative, interdisziplinäre, multimediale, erweiterte Filmformate in der Factory des Künstlerhauses in Absprache mit der Programmierung des Künstlerhauses.
Kuratiert von Martina Tritthart und Holger Lang
Mit freundlicher Unterstützung von VdFS Filmrecht