Bewegte Malerei und andere Kurzfilm-Experimente
Ein Programm aus der Praxis des Filmkünstlers
Kurzfilme mit Gespräch und persönlicher Führung durch Hubert Sielecki
PROGRAMM
NACHRICHTEN | 1983 | Hubert Sielecki | 16mm | 2:30 Minuten
Acht-Uhr-Radionachrichten mit Meldungen aus aller Welt. Das Wechselspiel zwischen dem Nachrichtenblock und der Wettervorhersage zeigt die Absurdität des Alltäglichen. Die Animation mit Kreide auf Tafel richtet sich synchron nach den Worten und Begriffen. Sie stellt konforme, verwandte oder entgegengesetzte Assoziationen zu der Wortbedeutung dar.
ÖSTERREICH! | 2001 | Hubert Sielecki | Beta-SP | 4:00 Minuten
Immer wieder, immer wieder, immer wieder Österreich! Ein echtes österreichisches Found- TV-Footage-Video – wer es gesehen hat, wird „Österreich“ nie mehr überhören!
KIND AM WEGRAND | 2020 | Sophie Reyer, Hubert Sielecki, Digital, 2:55 Minuten
Text: Sophie Reyer – Stimme: Helmut Wiesner – Video: Hubert Sielecki
Ein Blick auf eine dicht befahrene Autostraße, der Gürtel in Wien. „Es ist ein Text, der versucht, alten Erinnerungen nachzuspüren. Er erzählt davon, wie es ist, die Welt noch nicht zu kennen und sie mit neugierigen und staunenden Augen zu betrachten. Und dann erzählt er von später, und dem Versuch, wieder zu dieser Unschuld zurückzukehren!“ (Sophie Reyer)
NITWEITAGET | 1994 | Wolfgang Mitterer, Hubert Sielecki | 35mm | 1:10 Minuten
Musik und Darsteller: Wolfgang Mitterer
Ein pulsierender, mit Farbfiltern aufgenommener Musikfilm, der in den Farben Rot, Grün und Blau leuchtet. Der Komponist und Experimentalmusiker Wolfgang Mitterer bewegt sich vor der Einzelbildkamera zu seiner Musik. Bild und Ton verschmelzen zu einer kompakten Einheit. „Es geht nicht weiter“ (nit weita get), heißt es im Film, nach der revolutionären Phase in den 1970er-Jahren schien plötzlich Stillstand zu herrschen – und ein Gefühl des Unbehagens darüber. – Technik: Realanimation, RGB 3-Filter-Aufnahme
BUCHFABRIK | 1993 | Hubert Sielecki | 35mm | 3:00 Minuten
Idee, Konzeption, Animation, Ton, Produktion: Hubert Sielecki
Die vielen absurden Maschinerien, Pflanzen, Tiere, Fabelwesen und Gegenstände – fantasiereich-skurril und humorvoll-erotisch miteinander verbunden – sollen vor allem Lebensfreude und Tatendrang darstellen. Jeder Zyklus in dem Film könnte einen Tag, ein Jahr oder ein Lichtjahr bedeuten. Der Film möchte auf die unendlichen, scheinbar zufälligen Zusammenhänge in unserer Welt hinweisen. Er beschreibt eine Kettenreaktion.
Ein Zyklusfilm im Sekundentakt, bestehend aus nur zwölf Zeichnungen und einer Kamerafahrt.
Tonspur und Musik dazu entstanden nachträglich, im März 1996. – Technik: gezeichneter Phasentrick
LIEBE TV | 1997 | Hubert Sielecki | Beta-SP | 2:10 Minuten
Eine Folge einer amerikanischen TV-Serie und daraus ein Liebesdialog, aufgenommen mit dem Videorekorder. Seit jeher kennen wir romantische Gefühle, die Zweisamkeit der Liebenden. Es entsteht eine Entzauberung durch die digitale Nachbearbeitung der Einzelbilder zum Originalton. Ein ernüchterndes Einzelszenario mit einer Portion Selbstironie. – Sieleckis erste Filmarbeit am Computer (mit PVR, dem Perception Video Recorder), Technik: Einzelbild-Bearbeitung
SPUR (3 Stücke) | 2006 | Karin Spielhofer, Hubert Sielecki | 3:30 Minuten
Eine zielgerichtete Bewegung beginnt und endet abrupt mit dem Erscheinen eines Zeichens. Dann beginnt die Bewegung wieder von vorne. In zahlreichen Wiederholungen versucht ein Ich, das Muster des Sehens, des Hörens und der Fortbewegung zu verändern und aus der gewohnten Spur zu führen. Sukzessive wird den Sätzen bei jeder Wiederholung ein weiteres Wort zugefügt, stakkatoartig wiederholen sich auch die Bildabfolgen, wechseln vom völligen Schwarz auf der ganzen Leinwand in den kurzen Sprechpausen zu einem vibrierenden Farbspiel an roten und weißen Zeichnungen, sobald der rasante Duktus der Sprache den Takt vorgibt. Dynamik in Wort und Bild.
MARIA LASSNIG KANTATE | 1992 | Maria Lessing, Hubert Sielecki | 35mm | 7:40 Minuten
Co-Regie: Maria Lassnig – Idee, Text, Gesang, Phasenzeichnungen, Darstellerin: Maria Lassnig – Kamera, Licht, Tontechnik, Tricktechniken: Paul Braunsteiner und Josef Nermuth – Ausstattung, Requisiten, Maske: Brigitte Berchtold – Musik und Produktion: Hubert Sielecki
In 14 Strophen erzählt Maria Lassnig einen Lebensrückblick, begonnen von der Geburt bis zur Gegenwart. Sie singt vom Wochenbett der Mutter, von den Quälereien der Mitschüler in der Klosterschule, von der Untreue der Verehrer und den wichtigsten Stationen ihrer Laufbahn als Künstlerin wie Paris und New York. Im Hintergrund laufen die von ihr selbst gezeichneten, mit Selbstironie und Humor gewürzten Szenen ab. Die Kantate endet mit weiser Erkenntnis: „Es ist die Kunst, jaja, die macht mich immer jünger, sie macht den Geist erst hungrig und dann satt!“ Die Malerin, die in den 1970er-Jahren in New York ganz allein auch Zeichentrickfilme herstellte, hat hier zum ersten Mal in Teamwork gearbeitet.
Technik: Maskentrick, Animationsfilm gezeichnet
DER KURATOR | 2012 | Hubert Sielecki | Digital | 3:40 Minuten
Original-Informationstext zu einer Wiener Ausstellung unter Weglassung von Namen. Fasziniert von Sprache und Stimme, versucht Hubert Sielecki in die Haut des Kurators zu schlüpfen und dessen Insidersprache zu übernehmen.
TRASHY RAUSGEPUSTET | 2012 | Jochen Kuhn, Hubert Sielecki | Digital | 2:15 Minuten
Text und Stimme: Jochen Kuhn – Mitarbeit: Maria Temnitschka, Gabriela Hütter, Praved Krishnapilla
Die Frage einer Redakteurin an den Animationsfilmer, wie er seinen Film am Computer gemacht hat, wird ausgiebig und lehrreich von ihm beantwortet.
DER PRÄSIDENT schaftskandidat | 2016 | Hubert Sielecki | Digital | 4:15 Minuten
Original-Radiointerview vom 12. Jänner 2016 im Ö1-Morgenjournal mit Andreas Kohl, dem Präsidentschaftskandidaten der Volkspartei.
HERRENRAD | 2016 | Hubert Sielecki | Digital | 3:25 Minuten
Produktion, Kamera, Schnitt, Regie, Hubert Sielecki – Darsteller: Georg Sturmlechner aka Kaiserin Sissi
Der Besitzer eines Herrenrades versucht, auf dieses aufzusteigen: Es gelingt ihm nicht, weil die Stange im Weg ist. Aus demselben Grund kann er auch nicht abspringen. Doch dann hat er eine geniale Idee, durch die das Problem gelöst wird.
RADETZKYPLATZ | 2010 | Antonio Fian, Hubert Sielecki | Digital | 4:00 Minuten
Nach einem Dramolett von Antonio Fian – Stimmen: Vera Borek, Peter Strauß, Antonio Fian
„Sehr geehrte Fahrgäste! Verkehrsbedingt kommt es auf der Straßenbahnlinie O zu etwas längeren Wartezeiten. Wir bitten um ihr Verständnis ...“ Drei Personen warten vergeblich auf den O. Doch es kommt immer nur ein Wagen der Linie N ... A N ... A O?!. I G, I G A, G I A. (ich geh, ich gehe auch, gehe ich auch ...).
LAUTGEDICHT | 2007 | Gerhard Rühm, Hubert Sielecki | 2:10 Minuten
Die kahlen Äste eines Baumes gegen den Nachthimmel zeigen sich immer anders synchron zu Gerhard Rühms abstrakten Mundlauten, die sich immer mehr steigern und nach einem Höhepunkt langsam beruhigen.
UNGLEICHE BRÜDER | 2007 | Gerhard Rühm, Hubert Sielecki | 1:50 Minuten
Kain und Abel ... Im Bild eine einzige Sturmwelle in der Nähe von San Remo.
ZAHLENGEDICHT | 2007 | Gerhard Rühm, Hubert Sielecki | 2:50 Minuten
Verschiedene von Gerhard Rühm gesprochene Zahlen von 1 bis 11 werden mit derselben Anzahl von Soldaten auf einem Gruppenfoto aus dem 19. Jahrhundert illustriert, bis am Ende die magische Zahl 12 ausgesprochen wird, aber da erscheint keiner der Soldaten, sondern eine logische Konsequenz.
LEVITATION | 2007 | Gerhard Rühm, Hubert Sielecki | 3:00 Minuten
Ein Gedicht mit den Worten LICHT und LEICHT (im Englischen dasselbe Wort).
Während dieses Gedicht gesprochen wird, sieht man eine Wolke am Himmel, die sich bis zum Ende des Textes langsam ins Nichts auflöst, bis nur mehr der Himmel als Licht vorhanden ist.
STILLE NACHT | 2018 | Hubert Sielecki | Digital | 3:00 Minuten
Stille Nacht trifft Realität. Das Fest der Liebe und Geschenke. Nur der Anfangstitel ist Weihnachten, danach geht es sofort an die täglichen Meldungen in den Medien und in der Werbung. Eine Abrechnung mit dem alljährlichen Santa Claus und den Jingle Bells mit scheinheiligen Weihnachtsliedern. Bitte keine Geschenke! Nie mehr Geschenke!
DIALOG ÜBER ÖSTERREICH | 2013 | Gerhard Rühm, Hubert Sielecki | Digital | 3:20 Minuten
Text und Stimme: Gerhard Rühm – Darsteller: Hubert Sielecki – Licht und Kamera: Praved Krishnapilla – Maske und Ausstattung: Maria Temnitschka – Sprachaufnahmen mit Gerhard Rühm: Heurecord – Konzept und Produktion: Hubert Sielecki / Animotion Films Vienna
Basis für den Film sind zwölf Wiener Lautgedichte als Heimatgedichte jenseits von Sentimentalität und Trivialität, die im Gedichtband der Wiener Gruppe hosn rosn baa (1959) veröffentlicht wurden. Ursprünglich waren diese Texte als „Rede an Österreich“ konzipiert. „Ich mache daraus einen ‚Dialog über Österreich‘. Die Gedichte werden von mir im Film als Dialog zwischen zwei sehr unterschiedlichen Männern in einem Restaurant dargestellt.“ (Hubert Sielecki) Die Wiener Lautmelodie wurde durch diverse Slangs und Dialekte Wiens, von sentimental, hilflos über ordinär bis aggressiv, durchgespielt und in diesem „Dialog“ zusammengefasst. Niemand sollte sich Hoffnungen machen, jemals einen Satz dieses Dialogs verstehen zu können.
ABER PASS AUF!!! | 2021 | Pavel Novotny, Hubert Sielecki | Digital |3:25 Minuten
Text und Stimme: Pavel Novotny – Mitarbeit und Übersetzung: Kristina Kallert und Léonce Lupette
Darsteller: Hubert Sielecki – Maske: Maria Temnitschka – Kamera: Praved Krishnapilla
Beobachtungen der Mitmenschen und ihrer täglichen Anliegen von eindringlicher Absurdität. In fünf kurzen Teilen wird ein Text von Pavel Novotny aus Liberec, Republik Tschechien, durch immer denselben Darsteller (Hubert Sielecki) lippensynchron verkörpert.
DER LÄNGSTE KUSS – Version 2 |2014 | Gerhard Rühm, Hubert Sielecki | Digital | 4:30 Minuten
Text: Gerhard Rühm – Stimmen: Monika Lichtenfeld und Gerhard Rühm – Darsteller: Hubert Sielecki – Mitarbeit: Maria Temnitschka, Praved Krishnapilla – Dank an Magdalena Knapp-Menzel, Luise Buisman und Steffi Andrej
Gerhard Rühm nahm eine Zeitungsmeldung über den „längsten Kuss der Welt“ zum Anlass, diese als Musikstück im Viervierteltakt vorzutragen. Es gibt Achtel- und Viertelnoten sowie Pausen, Synkopen und Triolen. „Gelesen hat er diesen Text speziell für diesen Film gemeinsam mit Monika Lichtenfeld im November 2011 in Wien. Jedes Wort wird anfangs einmal, zum Ende des Textes hin bis zu sieben Mal wiederholt. Im Film lasse ich diesen Text von vier Frauen, vier Männern eines Krankenhaus-Personals rezitieren und stelle diese acht Personen aus Kostengründen selbst dar.“ (Hubert Sielecki) Der längste Kuss hat zwei Versionen. – Version 1, abstrakt, nach einem Konzept von Gerhard Rühm, wurde von Hubert Sielecki 2015 produziert. Version 2 wurde von Sielecki nach derselben von Monika Lichtenfeld und Gerhard Rühm gesprochenen Tonaufnahme im Viervierteltakt umgesetzt.