PROGRAMM
BREAD | 1997 | 5 min.
Mit einem ungeeigneten Messer auf einem instabilen Tisch ein weiches Brot zu schneiden ist nicht leicht. Die unzähligen Versuche scheitern unvermeidlich immer wieder.
BYKETROUBLE | 1998 | 5 min.
Eine Frau mit einem Fahrrad müht sich ab einen Lift zu betreten, sowie ihn zu verlassen. Ein Geschäftsmann steht ihr dabei im Weg.
OUT OF THE LOOP | 1999 | 3 min.
Ein pinkes Hindernis führt zu einer Begegnung. Ein farbiger Fleck hebt die Protagonisten kurzfristig aus dem Fluss der sich unaufhörlich bewegenden Menschenströme.
REVOLVING DOOR | 2001 | 2 min.
"Während meiner Zeit in einer Künstlerresidenz im World Trade Center im Sommer 2001 wurde mir klar, dass es nicht genügend Türen gab, um die Gebäude zu betreten und zu verlassen. Ich habe ein Video gedreht, in dem ich als Performer mit viel Gepäck durch eine Drehtür Turm 1 betrete. Die Leute versuchten mir dabei zu helfen, durch die Türen zu stoßen. Natürlich hat sich die Bedeutung dieses Stücks nach dem 11. September völlig geändert."
TAFELSPITZ | 2001 | 5 min.
Eine schick gekleidete Dame betritt ein Wiener Café und bestellt eine traditionelle Mahlzeit, einen Tafelspitz. Schließlich kommt der Kellner und serviert den Tafelspitz mit Kartoffeln, Spinat und Kren. Der Tafelspitz ist so groß, dass er über den Tisch hängt. Die Dame weiß nicht genau ob ihre Essmanieren die richtigen sind.
STRANGERS | 2003 | 3 min.
In Strangers verliert eine Frau auf ihrem Weg durch die Ankunftshalle eines Bahnhofgebäudes öffentlich die vom Vortag im Hosenbein vergessene Strumpfhose. In der Wiederholung und Übersetzung dieses Ereignisses verbindet Carola Dertnig stilistische Grundmotive aus dem Genre der Slapstick Comedy – wie jenes der Übertreibung oder der Diskrepanz zwischen Gestik und Gestalt – mit analytischen Ansätzen aus der Geschichte der feministischen Performancekunst.
STROLLER 1-3 | 2006-2008 | 12 min.
Ein Kind zu bekommen verändert das Leben grundlegend. In Stroller aber konzentriert sich Dertnig spezifisch darauf, wie sich Eltern in den ihnen neu eröffneten Räumlichkeiten umorientieren müssen. Das Alltagsleben in der Stadt wird zu einem Hindernislauf, wenn Dertnig versucht, den Kinderwagen in den Lift, die Rolltreppe hinauf oder in den Bus zu manövrieren.
A CAR | 2010 | 8 min.
Es ist ein alltägliches Bild und eine Situation, die man unter Umständen kennt: Eine zu kleine Durchfahrt, ein absterbender Motor oder ein Abstand, den man im Auto fatal unterschätzt.
AN EXILE | 2013 | 6 min.
Ein Faden löst sich aus einem Kleid. Er ist eine Referenz zu zahlreichen anderen Arbeiten Dertnigs, aber er legt auch eine neue Spur und markiert gleichzeitig ein "Zuhause". Möglicherweise stellt der Faden auch eine Andeutung einer feministischen Umdeutung von diversen Mythologien dar.
DONAUSPUREN | 2020 | 6 min.
Drei Mädchen fahren auf Rollern ins Bild. Schauplatz ihrer Performance ist die Donaucity – ein neuer Stadtteil in Wien, wo seit Ende der 1990er-Jahre hochmoderne, verglaste Stahl-Beton-Bauten in die Höhe wachsen. Wie eine Referenz zu Joan Jonas laufen die Mädchen mit Stäben, aus denen eigentlich die Skulpturen gebogen werden, in das Bild hinein und nutzen sie als Werkzeug, um den sie umgebenden Boden mit Zeichnungen zu bedecken.
SOME EXERCISE IN COMPLEX SEEING IS NEEDED | 2012 | 3 min.
Wer mit dem Strom schwimmt, hat schon verloren. Wer sich treiben lässt, verpulvert seine Energie. Some exercise in complex seeing is needed zeigt eine Person, die gegen den Strom antaucht und scheinbar nicht vom Fleck kommt. Ein Widerspruch? Mitnichten.
DÉGUEULASSE | 2009 | 10 min.
Mit Dégueulasse bezieht sich Carola Dertnig sowohl formal als auch inhaltlich auf Facetten der Performance-Geschichte, in die sie sich nicht nur einschreibt, sondern die sie auch weiterzuführen versucht.
DANCING WITH REMOTE | 1998 | 5 min.
"Ich tanze in meinem Studio vor meinem Camcorder zu verschiedenen Techno-Sounds. Beim Tanzen verwende ich die Fernbedienung in meiner Hand, um Bild und Ton abzutasten und so meinen eigenen Videotrack zu erstellen."
DANCING WITH MIRROR | 1990 | 3 min.
Bewegung und Selbstreflexion, unscharf, fragmentiert, offen.
Biographie
Carola Dertnig ist eine österreichische Künstlerin und Professorin, sie lebt und arbeitet in Wien. Ihr Werk umfasst Performance, Videokunst, Bildende Kunst und Fotografie. Schwerpunkt ihrer Werke ist die Performance, wobei die Ebenen von Texten, Bildern, Live-Aktionen und Videos miteinander verflochten werden. In ihren Videos, in denen oft Alltagssituationen bis ins Absurde übersteigert werden, ist sie meist selbst Akteurin. Zu den zentralen Aspekten ihrer Arbeit gehören kritisch-feministisch geprägte Blickweisen sowie ein Interesse an der Politisierung von Gender. Seit 2006 leitet sie den Fachbereich Performative Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien. Dertnig hat 2005 gemeinsam mit Stefanie Seibold das Buch let’s twist again. Was man nicht denken kann, das soll man tanzen zu einer lokalen Performance-Geschichte Wiens von den 1960er-Jahren bis heute herausgebracht. 1997 nahm Dertnig am Whitney Independent Study Program in New York teil und war als Gastprofessorin am California Institute of the Arts (CalArts)in Los Angeles tätig. Sie studierte an der Universität für angewandte Kunst in Wien und an der École des Beaux Arts in Paris. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen in Museen und Galerien gezeigt.