Iris Blauensteiner arbeitet als Filmemacherin und Autorin. Ihr Interesse gilt der Annäherung an Konstruktionen von menschlichen Identitäten und subjektiven Wirklichkeiten. Mit poetisch-sozialrealistischem Blick widmet sie sich den Ambivalenzen existenzieller Beziehungsgeflechte, deren Atmosphären sowie den Wechselwirkungen von digitaler und physischer Kommunikation. Die offenen Dramaturgien bergen mehrdeutige Potenziale und lassen emotionale Kippmomente zu. So versteht sich das „und” zwischen ihrem Schaffen als Autorin und Filmemacherin als Brücke, über die sie Verbindungen zwischen Genres, Medien und gesellschaftlichen Realitätsfragmenten knüpft.
FILMPROGRAMM
SCHWITZEN erzählt die letzten Tage der Freundschaft zweier Mädchen. Marion und Elisa wohnen in einem Dorf, das ihnen nichts zu bieten hat. Sie streifen durch die Gegend, gehen in die Disco, schauen Videos, schwimmen im Teich und schlägern. Auf der Suche nach Gefühlen und Grenzen tauchen sie in eine aggressive Welt, in der sie der Wut gegen das Gewohnte freien Lauf lassen und dadurch neue, unerwartet ausbrechende Kräfte in sich kennen lernen.
"Die Welt ist an ihren Rändern blau von Christine Moderbacher und Iris Blauensteiner schaut in eine ungewisse Zukunft. Es ist ein Film über das Leben und das, was es verhindern könnte. Zwischen den Wahrnehmungsfetzen einer düsteren Gegenwart gezeichnet von Lockdowns und Bildschirmen, hört man den noch schwachen Herzschlag eines Embryos. Im Film teilt die Mutter ihre Gedanken mit dem ungeborenen Kind. Doch was kann sie ihrem Nachwuchs zeigen, welche Bilder dieser Zeit können und sollen bleiben?"
Eine Festplatte, 2.8 Terrabyte, übriggebliebene Daten aus einem zehn Jahre vergangenen Projekt. 2008 entstand der erste Kurzspielfilm von Iris Blauensteiner. Jetzt sichtet sie das liegen gebliebene Material: Szenen-Outtakes, Fotos, Soundfiles, E-Mails, Drehbuchteile, verworfene Ideen. Die Daten wurden gut archiviert, aber die Zeit hat Spuren hinterlassen. Alte Formate sind nicht mehr abspielbar, aktuelle Player nicht kompatibel. Abspielfehler und Bildstörungen verweigern eine bequeme Erinnerung, die Bilder und Töne sind nicht mehr dieselben, die sie damals waren. Geisterhaft magische Szenen entstehen aus den digitalen Resten und Fehlern, drängen sich ins Sicht- und Hörbare. Die Erinnerungen werden recycelt. Sie verlangen nach einer veränderten filmischen Erfahrung, einer neuen Erzählung – einem anderen Film.
Im Film „Der blaue Engel“ sind hinter Marlene Dietrich Statistinnen zu sehen. Hinter der Heldin der Geschichte sind die Statistin dramaturgisch unsichtbar, sind bildfüllende Körper. Die erzählten Figuren und Körper stehen in einer strikten Aufmerksamkeits-Hierarchie, die manche Figuren im Filmbild sichtbar und andere unsichtbar werden lässt. In „und eine von ihnen singt“ beschreibt, bespricht die Erzählerinnenstimme im dunklen Kino einen subjektiven Blick auf eine der Statistinnen. Das grobkörnige, vergrößerte Filmbild zeigt ihr ungreifbares Gesicht - das Gesicht einer marginalisierten Filmfigur.
Eine junge Frau blickt aus den Bildern. Sie erzählt fragmentarisch über die Beziehungen zum Haus - einem Wiener Altbau. Sie sagt, dass sie neben einem Elektriker wohnt oder niemals in den dritten Stock geht. Die erzählende Person bleibt ungewiss. Sie spaltet sich in mehrere Ebenen (Bild, Stimme, Geräusche, Wohnraum). Untrennbar bindet sich ihre Identität an das bewohnte Haus. „Gestern riss sie ein Stück Farbe von der Wand. Sie kratzte lange weiter.“
Biografie
Iris Blauensteiner studierte ‚Kunst und digitale Medien‘ an der Akademie der bildenden Künste Wien sowie Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien. Sie engagiert sich als Mitglied der „Golden Pixel Cooperative“ - Verein für Bewegtbild, Kunst und Medien. Zudem berät sie dramaturgisch und gibt Workshops, vorrangig zu innovativem Erzählen in der Praxis. Ihre Filme waren u.a. auf internationalen Festivals und in Ausstellungen zu sehen. Ihr Debütroman „Kopfzecke“ erschien 2016, der zweite spartenübergreifende Roman „Atemhaut" 2022 im Verlag Kremayr & Scheriau. Zahlreiche kürzere Texte wurden seit 2010 in Anthologien und Literaturzeitschriften veröffentlicht.
Auszeichnungen und Preise für Film und Literatur (Auswahl):