Matinee mit Musikperformance, Filmtrilogie in Deutsch, Isländisch und Englisch und Gespräch mit Ingrid Gaier, Ragnheiður Erla Björnsdóttir und Sibyl Urbancic.
Moderation: Martina Tritthart
Ergänzend zu den FREIEN KINO Programmen im Stadtkino organisieren die Kurator*innen viermal im Jahr performative, interdisziplinäre, multimediale, erweiterte Filmformate in der Factory des Künstlerhauses.
IN WEITER FERNE SO NAH - EXIL IN ISLAND
Ingrid Gaier spricht mit der Tochter Sibyl Urbancic über das Leben und Schaffen ihrer Mutter, der Philosophin, Schauspielerin, Künstlerin und Dichterin Melitta Urbancic.
Urbancic hatte, als eine der wenigen Frauen ihrer Zeit, die Möglichkeit, ein Studium in Wien und Heidelberg zu absolvieren. Schon vor ihrer Promotion zur Dr. der Philosophie konnte sie als Schülerin von Max Reinhardt auf der Bühne stehen. 1930 heirateten Melitta Grünbaum und Victor Urbancic und gründeten in Mainz eine Familie. Ab 1934 war ihr Ehemann unter anderem Vizedirektor des Konservatoriums in Graz und Direktor des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universität Graz gewesen. Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten in Österreich emigrierte die Familie 1938 mit den drei Kindern nach Island und baute sich in Reykjavík ein neues Leben auf. Melitta Urbancic arbeitete als Lehrerin, Schriftstellerin und bildende Künstlerin und lebte bis zu ihrem Lebensende ebendort, wurde aber in Purkersdorf bei Wien bestattet. Heute ist sie vor allem auch innerhalb der Exilforschung bekannt.
Ingrid Gaier zeigt dazu die Film-Trilogie LEBENSZEICHEN und das gleichnamige bibliophile Faltbuch. Mit Sibyl Urbancic wählte sie drei Gedichte ihrer Mutter für die Animations-Verfilmungen und für das Buch aus. Diese Texte schildern die Einzigartigkeit der isländischen Landschaft, die Sehnsucht der Dichterin nach ihrer Herkunftskultur und die Freude
über den brieflichen Kontakt mit Freunden. Die Animationsfilme, die in analoger Technik mittels Malerei, Zeichnung und Legetrick erstellt wurden, bringen diese Texte visuell zum Leuchten.
Die Musik ist von der isländischen Komponistin Ragnheiður Erla Björnsdóttir, die in der Musikperformance NORDSOMMERNACHT / NORÐSUMARNÓTT ausgewählte Gedichte von Melitta Urbancic in vokale Skulpturen verwandelt, die von Licht, Wetter und Stimmungen des isländischen Nordens inspiriert sind.
Ingrid Gaier
Die Künstlerin Ingrid Gaier hat Literatur, Kunst und Textildesign studiert und experimentiert in den Übergangsbereichen vielfältiger Medien. Über Artist Residencies konnte sie in verschiedenen Ländern, unter anderem Island, ihre Projekte erarbeiten und umsetzen.
Ragnheiður Erla Björnsdóttir
Ragnheiður Erla Björnsdóttir ist eine isländische Komponistin, Dichterin und Performerin, die in Wien lebt. Ihre Praxis konzentriert sich auf die Erforschung klangbasierter Elemente mittels Sprache, Musik, bildender Kunst und phonetischer Poesie.