Die Ausstellung zeigt 13 Arbeiten von Stefania Bolognese aus drei Werkblöcken, in denen die Mosaiktechnik auf die Bildhauerei angewendet wird und sich zeitgenössischen Experimenten öffnet: Hommage an Bach: Englische Suite Nr. 2, Hommage an Hindemith – Ludus tonalis: Die Farben der Musik und Labyrinthe des Geistes.
Die Künstlerin sagt über die Entstehung der Werke: „2018 begann ich mit der Mosaikarbeit zu Johann Sebastian Bachs Englischer Suite Nr. 2, aber ich hatte das Projekt schon viel länger im Kopf. Ich hatte seit meinem achten Lebensjahr Klavier gelernt, bis ich die Solfeggio-Abschlussprüfungen absolvierte und mich auf die Prüfungen für das fünfte Jahr vorbereitete. Dafür wollte ich mich mit Bachs Werken beschäftigen. Ich habe die Prüfungen dann nicht gemacht, aber seitdem haben mich diese Noten ständig begleitet. Ich hatte das Bedürfnis, Bachs Musik, die ich viele Jahre lang in der Seele trug, zu befreien. Das brachte mich dazu, seine Musik in Mosaike zu übersetzen.
Wir bestehen aus Musik, Melodie, Harmonie. Aus Gleichgewicht. Und ich wollte meine Harmonie, mein Gleichgewicht wiederfinden. Ich habe auch eine Reihe von Mosaiken zu Hindemiths Ludus tonalis geschaffen, mit besonderem Augenmerk auf dem ‚Praeludium‘. Dieses Werk habe ich wegen seines paradigmatischen Bezugs zu Bach ausgewählt.
Musik ist nicht statisch. Sie bewegt sich, sie verändert sich und entwickelt sich weiter, genau wie das Leben. Jedes Steinchen meines Mosaiks, also jede Note des Stücks, das ich untersuche, ist eine Emotion: Eine Niederlage könnte durch eine melancholische Mollharmonie dargestellt werden; der Wunsch, weiterzumachen, schlägt sich dagegen in einem unaufhaltsamen Crescendo nieder, in einem starken, entschlossenen Rhythmus, der vorwärtsdrängt. Meine Musik – mein Mosaik – erzählt eine Geschichte, und wer meine Werke betrachtet, ist eingeladen, sein eigenes emotionales Geflecht zu weben und seine eigenen Freuden und Niederlagen zu erkennen, auch seine innere Stärke. Die Mosaiksteine aus Marmor und Glas vermitteln perfekt die Idee der Bewegung und machen langsam die Übersetzung des Musikstücks in Mosaik sichtbar.“
Nun beginnt die Reise, die die Besucher*innen zu einer Wiedergeburt führt: Indem sie dem Verlauf der Mosaiksteine und damit den Noten, also den Emotionen und Stimmungen, folgen, gelangen sie zum letzten Werk: Labyrinthe des Geistes präsentiert mehr und lebendigere Farben, weil dafür goldene und silberne Mosaiksteine aus der Manufaktur Orsoni und venezianische Glasmosaiksteine in verschiedenen Blautönen verwendet wurden. Die aus Terrakotta geformte Augenpartie in der Mitte lädt die Besucher*innen dazu ein, nach innen zu blicken und sich auf den verschlungenen Wegen des eigenen Geistes zu verlieren. Das Werk fordert aber nicht nur zur Selbstbeobachtung auf, sondern veranschaulicht auch den kreativen Prozess, der zu seiner Herstellung geführt hat.
Biografie
Stefania Bolognese ist im Jahr 1971 in Maglie, Provinz Lecce, Apulien geboren und lebt und arbeitet in Carpignano Salentino, Provinz Lecce. Ihre Ausbildung zur Mosaikkünstlerin absolvierte sie im Scuola Mosaicisti del Friuli in Spilimbergo mit weiteren vertiefenden Lehrgängen in Ravenna und Spilimbergo (Schwerpunkt Restaurierung) und einem ergänzenden Praktikum in El-Jam, Tunesien.
Ihre beruflichen Schwerpunkte lagen in der Restaurierung der Mosaike historischer Gebäude als auch in der künstlerisch-architektonischen Gestaltung privater Villen und Hotels. Nach einer längeren Auszeit, in der sie sich ihrer Familie widmete, begann sie im Jahr 2014 ihre eigentliche künstlerische Laufbahn.